Futterneid – Ein hausgemachtes Problem

Futterneid ist ein häufiges Problem bei Hund und Halter.
Von vielen totgeschwiegen, weil es ihnen peinlich ist.
Noch häufiger falsch „therapiert“ und so zu einem Wegbereiter für schwerwiegende Probleme in der Hund-Mensch-Beziehung gemacht.

Futterneid Hund ist futterneidisch

Wie ein Welpe lernt, sein Futter zu verteidigen

Der Grundstein der Futterverteidigung wird häufig schon beim Welpen gelegt. Nämlich dann, wenn der Züchter seine Welpen alle gemeinsam aus einem großen Napf oder sehr dicht nebeneinander fressen lässt.

Schon hier lernt ein Welpe gieriges Fressen und vor allem das Verteidigen des Futters.

Diese Näpfe sind im Handel unter den Namen Welpenfutterringe, Welpenständer oder Welpenbar erhältlich. Die Firma Bosch Tiernahrung wirbt auf ihrer Homepage sogar mit dem Satz „Dies fördert den Futterneid und erhöht die Sozialkompetenz der Welpen.“ – was für einen Schwachsinn.

Gründe für das Verteidigen des Futters

Hunde verteidigen nur etwas, wenn sie Angst haben, es könnte ihnen weggenommen werden. Es handelt sich hierbei um Ressourcenverteidigung, die ein normales Hundeverhalten ist. Sie hat nichts mit Dominanzverhalten zu tun. Auch Rangniedrige verteidigen ihr Futter gegenüber Ranghöheren.

Leider wird vielen Hundehaltern erzählt, dass ihr Hund dominant wäre, wenn sie ihm sein Futter nicht wegnehmen könnten. Das Ergebnis sind unsinnige Dominierungsversuche seitens des Halters wie „Ignorieren“, „Schnauzengriff“ oder sogar „Alphawurf“.

All das verschlimmert das Problem massiv, denn so ein Verhalten ist für den Hund völlig unverständlich. Es verunsichert den Hund und bestätigt ihn in seiner Angst. Er weiß nun überhaupt nicht mehr, was er machen soll, denn seine Bezugsperson zeigt ein in seinen Augen gänzlich unberechenbares Verhalten.

Das wiederum zieht häufig weitere Probleme im Alltag mit sich. Der zuvor völlig unproblematische Vierbeiner beginnt nun in seiner Orientierungslosigkeit und Angst seine Halter auch in anderen Situationen anzuknurren.

Was tun gegen Futterneid bei Hunden?

Wichtig ist in erster Linie, dass ihr euch von dem Gedanken „Ich muss meinem Hund das Futter wegnehmen können“ freimacht – egal was euch sogenannte Hundeexperten erzählen.

Respektiert die Grenzen eures Hundes. Nur so kann er sie mit der Zeit von sich aus verringern. Diese Grenzen können von Hund zu Hund stark variieren und sind auch abhängig von der Vorgeschichte.

Bei vielen Hunden reicht es schon aus, damit aufzuhören, ihm das Futter ständig wegnehmen zu wollen und darauf zu achten, dass er beim Fressen völlig ungestört ist.

Bei Hunden, die schon Erziehungsversuche hinter sich haben, reicht das oft nicht aus. Wenn ihre Angst durch ständiges Wegnehmen des Futters und mögliche körperliche Angriffe von Seiten des Halters immer wieder verstärkt wurde, generalisiert sich dieses Verhalten.
Zunächst wird nur das Futter verteidigt, dann auch der leere Futternapf, später der Futterplatz und der ganze Raum. Schließlich geht es dem Hund nur noch darum, sich selbst vor dem unberechenbaren Halter zu schützen.

Hier ist es manchmal so, dass der Hund nur entspannt fressen kann, wenn er ganz allein ist. Verzichtet auf den ganzen Kommandokram. Kein Sitz vor dem Hinstellen des Futters. Kein Fressen auf Kommando. Stellt das Futter wortlos hin, dreht euch um und geht ruhig, aber auf direktem Wege aus dem Raum.

Lasst euren Hund, wenn er fertig ist, selbstständig den Raum verlassen und nehmt die leere Schüssel erst dann weg, wenn er anderweitig beschäftigt ist und es nicht mitbekommt. Hier ist manchmal etwas Phantasie gefragt. Mal kann es sinnvoll sein, die Schüssel wegzulassen und auf dem Boden zu füttern, wenn ihr sichergehen könnt, dass das Futter hinterher restlos weg ist. Das geht nicht auf Teppichboden, weil dort Reste und Geruch haften bleiben. Auf Möbel, wo versehentlich etwas drunter rollen kann, solltet ihr ebenfalls achten. Auch das Verlegen des Futterplatzes in den Garten kann manchmal helfen.

Bei futterneidischen Hunden wird häufig die Handfütterung empfohlen. Ich persönlich halte nichts davon, weil es schon wieder zu sehr in Richtung Futterbegrenzung und -zuteilung geht. Das gilt auch für die ausschließliche Fütterung aus dem Futterbeutel.
Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, dem Hund zu signalisieren, dass die Ressource Futter ausreichend vorhanden ist und für alle genug da ist. Dazu gehört auch, aus der Fütterung keinen Staatsakt zu machen.
Futter hinstellen, fertig!

Ich bin Manuela, anfang 40 und blogge rund um Hund und Tierschutz. Beruflich bin ich als Tierpflegerin unterwegs. Meine beiden Hunde Muffin und Zora begleiten mich im Alltag.

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3 Kommentare

  1. Dagmar Frechen

    Hallo,
    bin zufällig auf diese Seite gestoßen und bin angenehm überrascht. Den Artikel zum Kotfressen beim Hund finde ich sehr interessant. Mich würde interessieren, woher dieser Artikel „kommt“ also die Quelle des Artikels, aus welchem Buch bzw. von welchem Autor ist der Artikel? Ich würde gerne mehr über das Cortisol-Stresssystem erfahren. Aus welcher Quelle hast Du die Informationen? Das würde mich sehr interessieren. Mit freundlichen Grüßen aus Heilbronn Dagmar Frechen

  2. Ich weiß nicht… Natürlich ist es einfach, dem Hund einfach seinen Napf hinzustellen und den Raum zu verlassen damit er ungestört fressen kann. Aber es gibt nunmal wirklich Situationen im Leben, in denen man dem Hund Futter oder was auch immer er als Futter empfindet „wegnehmen“ muss.

    • Christiane Becker

      Also mein Freund und ich haben eine Hündin aus Rumänien. Sie ist 1 Jahr alt. Bei uns lebt sie seit einem halben Jahr. Sie ist ein Schatz aber wenn ich in der Küche bin und essen koche hört der Spaß auf. Mein Freund wird angeknurrt und es ist nicht mehr lustig. Wir wissen nicht was wir machen sollen. Nach dem Essen ist wieder alles ok und sie will schmusen auch mit meinem Freund.

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